Dass Soziale Arbeit nicht nur Theorien, Methoden, Ethiken und Erfahrungswissen benötigt, sondern auch empirische Forschung, ist unstrittig. Damit ist die Frage aber noch nicht beantwortet, welche Formen der Forschung eine produktive Weiterentwicklung der Sozialen Arbeit ermöglichen. Diese Frage stellt sich auch gegenwärtig noch, obwohl qualitative und quantitative Forschung inzwischen nicht mehr als konkurrierende, sondern als alternative Optionen betrachtet werden. Der vorliegende Beitrag argumentiert für eine theoriegeleitete empirische Forschung und wendet sich gegen einen auch in der qualitativen Forschung einflussreichen methodischen Purismus, der die möglichst genaue methodische Kontrollierbarkeit von Datenerhebung und Dateninterpretation als zentrales Qualitätsmerkmal fasst. Dagegen werden Perspektiven einer solchen Forschung aufgezeigt, die sie an der Frage orientiert, welche Daten für die Weiterentwicklung von Theorien von Interesse sind und wie diese erhoben werden können. Dies führt zu einem Verständnis von Forschung, in dessen Zentrum nicht die Datenauswertung mittels statistischer Verfahren bzw. der Interpretation von Texten steht, sondern die Beobachtung sozialer Wirklichkeit in unterschiedlichen Kontexten sowie das Interesse an der Darstellung unbekannter Realitäten und am Aufdecken verdeckter Zusammenhänge. Denn es geht in der empirischen Forschung nicht allein um die Kunstlehre der Interpretation, sondern auch um die Fähigkeit, zu entdecken, was relevante Daten sind und um die Bereitschaft, diese zu erschließen.